Förderung der Adhärenz bei chronischen Erkrankungen

Man schätzt, dass europaweit mehr als 28 Millionen Menschen von Herzschwäche betroffen sind. In Österreich sind es zwischen 250.000 und 300.000 Personen. Die Krankheit ist ernst, aber auch gut behandelbar. Wichtig ist, dass der Patient lernt mit seiner Erkrankung umzugehen und über eine hohe Adhärenz verfügt.

Was bedeutet Adhärenz?

Adhärenz (von lat. „adhaerere = anhängen) bezeichnet das Ausmaß, in dem das Verhalten einer Person mit den Empfehlungen eines Therapeuten übereinstimmt, zum Beispiel in Bezug auf die Medikamenten-Einnahme, ein Diätregime oder eine Lebensstiländerung.1 Eine gute „Adhärenz“ entspricht dem konsequenten Befolgen des mit dem Therapeuten vereinbarten Behandlungsplanes und ist damit die Grundlage einer erfolgreichen Therapie.

Die Therapie bei Herzschwäche

Laut aktueller Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC2) besteht die Therapie der Herzschwäche für alle Patienten abhängig von der Auswurffraktion des Herzens aus ACE-Hemmer (bzw. bei Unverträglichkeit Angiotensinrezeptorblocker) und Betablocker. Bei New York Heart Association Stadium II-IV kommt ein Aldosteron-Antagonist zur Verbesserung der Prognose dazu. In naher Zukunft könnten die sogenannten Neprilysininhibitoren in Kombination mit Angiotensinrezeptorblockern eine immer größere Rolle spielen. Entwässerungsmittel (oder Diuretika) werden zur Symptombehandlung in einer möglichst geringen Dosis eingesetzt. Ziel ist es, die Krankheit zu stabilisieren und ein Eskalieren der Krankheit zu vermeiden.

Um die Verträglichkeit der Medikamente zu verbessern, werden ACE-Hemmer und Betablocker in der Regel sehr niedrig dosiert begonnen und allmählich zur Zieldosis gesteigert. Denn mit diesen Zieldosen wurden in den großen internationalen Studien die besten Ergebnisse erzielt.

Die Adhärenz zu dieser leitliniengetreuen Therapie senkt die Sterblichkeit und die Aufnahmerate ins Krankenhaus.3 Trotzdem weiß man, dass Therapie und Adhärenz mit ACE-Hemmern und Betablockern sowie die Aufdosierung zur optimalen Dosierung häufig nicht umgesetzt werden .4,5,6,7

Das frühzeitige Erkennen der Symptome ist wichtig

Die Symptome der Erkrankung werden häufig nicht richtig eingeordnet und es kann kostbare Zeit vergehen, bis eine (eskalierte) Herzschwäche diagnostiziert wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Patienten wissen, wie sie eine Verschlechterung der Symptome erkennen können um rechtzeitig darauf reagieren zu können.
Tägliches wiegen, Beine bezüglich möglicher Ödeme zu beobachten, auf Verschlechterungen der Belastbarkeit achten oder auf Atemnot im Liegen zu reagieren kann in einer Schulung vermittelt werden. Auch die Einnahme gewisser Schmerzmittel muss auf jeden Fall von einem Arzt begleitet erfolgen, da sie den Blutdruck und/oder die Nierenfunktion in Mitleidenschaft ziehen können.

Die Herzschwäche-Schulung

An den Salzburger Landeskliniken wird alle drei bis vier Wochen eine Herzinsuffizienzschulung von einer klinischen Pharmazeutin angeboten. Dabei wird anhand einer CD in Gruppen von drei bis fünf Personen die Funktion des gesunden Herzens und die Erkrankung erklärt. Symptome, Diagnose und Hinweise zur Lebensführung werden erläutert. Die Teilnehmer haben auch die Möglichkeit über ihre eigene Geschichte, ihre Symptome und Medikamente zu sprechen und sie erklärt zu bekommen.
Am Ende gibt es einen Multiple-Choice Test, der die wichtigsten Punkte der Schulung wiederholt und so eine gute Zusammenfassung und Wissensüberprüfung für den Patienten darstellt. Seit Oktober 2002 wurden 780 Herzschwäche-Patienten pharmazeutisch geschult. Das Feedback der Patienten ist sehr positiv.

Es gibt eine ganze Menge Literatur, die die Vorteile von Interventionen wie Patientenschulungen, Patientenbroschüren, Herzinsuffizienztagebüchern oder telefonischer Überwachung des Krankheitsverlaufs evaluiert hat und zu dem Schluss kommt, dass durch ein besseres Verständnis für die Hintergründe von Krankheit und Therapie die Adhärenz und das Selbstmanagement und damit das Outcome der Herzschwäche-Patienten verbessert wird.8,9

Dr. Christina Hofer-Dückelmann, Master of Science in Clinical Pharmacy, aHPh
Apothekerin in der Landesapotheke Salzburg

Referenzen

  1. Sabaté, E., WHO Adherence to Long Term Therapies Project., Global Adherence Interdisciplinary
  2. Ponikowski P, Voors AA, Anker SD, et al. 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J 2016; 37:2129-2200
  3. Komajda M, Lapuerta P, Hermans N, et al. Adherence to guidelines is apredictor of outcome in chronic heart failure: the MAHLER survey. European Heart Journal 2005; 26(16): 1653-1659.
  4. Setoguchi S, Choudhry NK, Levin R, Shrank WH, Winkelmayer WC. Temporal trends in adherence to cardiovascular medications in elderly patients after hospitalization for heart failure. Clin Pharmacol Ther 2010; 88(4): 548-554.
  5. Fonarow GC, Yanvy CW, Albert NM, et al. Heart failure care in the outpatient cardiology practice setting. Circulation:Heart Failure 2008; 1(2): 98-106.
  6. Stafford RS, Radley DC. The underutilization of cardiac medications of proven benefit, 1990-2002. Journal of the American College of Cardiology 2003; 41(1):56-61.
  7. Komajda M, Follath F, Swedberg K, et al. The EuroHeart Failure Survey Programme – a survey on the quality of care among patients with heart failure in Europe. European Heart Journal 2003; 24(5): 464-474.
  8. Unverzagt S. et al. Improving Treatment Adherence in Heart Failure. Dtsch Arztebl Int 2016; 113:423-30.
  9. Murray MD et al. Pharmacist intervention to improve medication adherence in heart failure: a randomized trial.Ann Intern Med 2007.146(10):714-25.

 

Für die Patienten: Altenberger J, Bauer W. Herzschwäche. Ursachen-Diagnose-Therapie. Verlagshaus der Ärzte. ISBN 978-3-99052-109-0.